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Russia Coast to Coast - Wolfgang Fasching am Limit

Mehr als 3.000 seiner 10.000 Kilometer langen Extrem-Tour hat Fasching bereits absolviert. Das hat tiefe Spuren an Körper, Psyche und Material hinterlassen. Nur der Kampfgeist leidet nicht.

Russland auf die hammerharte Tour: Wolfgang Fasching kämpft mit der „Straße“ (Foto: Gregor Hartl)

Russland auf die hammerharte Tour: Wolfgang Fasching kämpft mit der „Straße“ (Foto: Gregor Hartl)

Er gewann dreimal das „Race Across America“, stand am höchsten Berg der Welt – doch was Wolfgang Fasching momentan bei seiner Extremfahrt durch Russland erlebt, fühlt sich für ihn härter an, als alles bisher Dagewesene. Widrigste Begleitumstände und Schmerzen am ganzen Körper machen Fasching in den ersten sieben (von 24 geplanten) Rad-Tagen das Leben schwer. Doch er ist der Härteste im Nehmen: Knapp ein Drittel der 10.000 Kilometer hat der 46-Jährige bei seinem ultimativen Weltrekord-Versuch „Russia Coast to Coast“ bereits hinter sich gebracht – die Spuren sind aber sichtbar.

Drei kaputte Laufräder nach 300 Kilometer
Seit Mittwoch dem 23. Juli sitzt der Oberösterreicher im Sattel – und überstand Gewitter, Baustellen, Regengüsse, Schwerverkehr, Nebel, Stau, Insektenschwärme, Schlaglöcher, Müdigkeit, Staubwolken, Gegenwind. Alleine in der ersten Nacht musste Fasching achtmal auf sein Mountainbike umsatteln. Ein Zehntel der Strecke wäre auf dem Rennrad unmöglich gewesen. Ein heftiger Härtetest für Körper, Kopf und Material. Drei Laufräder waren bereits nach 300 Kilometer defekt. Ersatzmaterial wurde in Chabarowsk organisiert – und der nächste Reifen blieb auf der nächsten Etappe auf der Strecke.

In den ersten beiden Tagen übersprang der 46-Jährige bereits eine Zeitzone und hatte nach 55 Stunden Fahrzeit erst insgesamt vier Stunden geschlafen.

Härter als alles zuvor
„Geduld und Leidensfähigkeit sind meine Zauberwörter“

Selbst in den zermürbendsten Momenten blickt der akademische Mentalcoach zielstrebig nach vorne – nach vorne nach St. Petersburg. Erst war der Hintern der wunde Punkt, dann zwickte das rechte Knie. „Es ist unglaublich schmerzhaft. Der Gedanke ist furchtbar, dass wir erst bei einem Viertel sind, und das Knie zu einem so großen Hindernis wird“, sagt Fasching. Ans Aufgeben denkt er aber nicht: „Geduld und eine gewisse Leidensfähigkeit sind Zauberwörter an der Geschichte. Selbst wenn gar nichts mehr geht, werde ich am Rad sitzen, irgendwie die Kurbel herumdrehen und mich nach vorne bewegen. Das ist der Weg ans Ziel“, sagt Fasching. „Mein Ziel ist aber nicht nur, möglichst schnell, sondern auch gesund in St. Petersburg anzukommen.“

Am Sonntag strampelte Fasching 620 Kilometer weit, am Montag standen alleine mehr als 5000 Höhenmeter an, bis er nach 2000 Kilometer im sibirischen Niemandsland wieder eine Stadt erreichte. Wie er sich alleine in Russland so oft gefangen hat, obwohl er sich am Ende fühlte? „Ich kann es selber nicht beschreiben, weiß aber aus Erfahrung, dass wirklich nach jedem Tief ein Hoch kommt. Das war noch immer so, und darauf verlasse ich mich auch in Zukunft. Vielleicht muss ich es ein bisschen gemütlicher angehen. Oft reicht eine kurze Pause, um sich kurz zu erholen, dann funktioniert das System wieder neu.“

Grenzgang für Mensch und Material
Nicht nur der Körper, auch das Material wird stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach vier kaputten Laufrädern brach der Rahmen eines Rennrades. Ein neuer Ersatzrahmen wird direkt aus dem Pinarello-Werk in Treviso nachgeflogen nach Russland. Ob sich Fasching sein russisches Abenteuer so vorgestellt hat? „Nicht wirklich. Es ist scheinbar noch Unvergleichlicher mit allem, was ich bisher erlebt habe. Alleine die Straßen: In Österreich würde kein Mensch mit einem Auto diese Baustellen befahren. Dann der Gegenwind, Schlamm, Baustellen und Regen… Das ist Gift für alles – Körper, Material, Psyche. Und als es nicht geregnet hat, war der Staub da.“

Faschings rauer Alltag im Sattel
Die 3000-Kilometer-Marke hat Wolfgang Fasching bei seiner Abenteuerfahrt quer durch Russland am siebenten Tag geknackt. Seit einer Woche sitzt der Extremsportler beim „Russia Coast to Coast“ bereits im Sattel – und tritt und tritt und tritt unaufhaltsam in Richtung St. Petersburg. Er tritt lange vor Sonnenaufgang in die Pedale und er tritt oft noch um Mitternacht gegen alle Widerstände an wie Gegenwind, Schmerzen und Straßenschäden an. Wie es ihm dabei geht? „Den Umständen entsprechend“, sagt der 46-Jährige. Was er sonst zu tun hat auf seinem Rad den lieben, langen Tag?

Die Alltagsdinge, die erledigt Wolfgang Fasching im Vorbeifahren. Essen und Trinken (er deckt seinen enormen Kalorienbedarf fast ausschließlich durch hochkalorischer Flüssignahrung), Rasieren und Sonnencreme schmieren, Radschuhe wechseln, Zähneputzen, Ärmlinge an- und ablegen, Kleidung wechseln, Interviews geben und technische, taktische, medizinische sowie motivierende Gespräche führen. „Jetzt sollte wieder einmal die Putzfrau vorbei kommen“, scherzte Fasching sogar, dessen Lebensmittelpunkt in diesen Wochen sein Sattel bildet. Das Rasieren wird zu keinem ungefährlichen Manöver bei diesen ramponierten Straßen. „Selbst das Trinken aus dem Flaschenkorb zu holen ist mühsam wegen der Straße. Wenn meine Hände am Lenker nicht beim Entlasten helfen, dann lastet der volle Druck am Gesäß.“

Sein Gesundheitszustand? „Wenn ich sage, mir geht es gut, dann ist es gelogen. Wenn ich sage schlecht, dann aber auch“, erzählt er. Knie- und Gesäßschmerzen, Gegenwind und ramponierte Straßen waren am siebenten Tag seiner Abenteuerreise die größten Hürden – auch das Mountainbike kam wieder zum Einsatz. Und das Rennrad gibt kaum Federung: „Oft ist das Bergabfahren sogar schwerer, weil ich mich so konzentrieren muss. Plötzlich tauchen Löcher auf, über die ich springen muss, wenn ich nicht mehr ausweichen kann“, erzählt Fasching. „Die Straße ist eine Rumpelpiste, da geht nichts voran.“ Was im Wortschatz von Wolfgang Fasching „nichts geht voran“ bedeutet? Er legte erneut mehr als 400 Kilometer zurück… Keine 7000 fehlen noch bis zum Weltrekord.

Artikel vom 29.07.2014

 

 

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