Silke Schmidt und Robert Mennen Deutsche Marathon-Meister
Bei der 17. Alb-Gold Trophy in Münsingen triumphierte Schmidt vor Sabine Spitz und Titelverteidigerin Elisabeth Brandau. Mennen schlug in einem spannenden Finale Markus Bauer und Simon Stiebjahn.
2. Sabine Spitz, 1. Silke Schmidt, 3. Elisabeth Brandau (Foto: Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion)
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Bis etwa zu Kilometer 45 blieb bei den Damen eine zehnköpfige Gruppe zusammen an der Spitze. Nadine Rieder (Sonthofen) machte sich viel um die Führungsarbeit verdient und auch Silke Schmidt zeigte sich vorne. So reduzierte sich die Gruppe auf ein Quintett, zu dem neben Brandau und Spitz auch noch die Straßenfahrerin Esther Fennel (Fulda) gehörte.
Etwa acht Kilometer vor dem Ziel nahm Silke Schmidt das Herz in die Hand und beschleunigte an einem längeren, aber nur sanft ansteigenden Berg. Nur die dreifache Olympia-Medaillengewinnerin Sabine Spitz konnte ihr folgen, dahinter kämpften Elisabeth Brandau und Straßen-Bundesliga-Siegerin Esther Fennel um Bronze.
Spitz übernahm noch einmal kurz die Führung, doch auf der Cross-Country-Bundesliga-Strecke, etwa zwei Kilometer vor dem Ziel, da griff Schmidt noch einmal an.
„Ich habe gedacht, alles oder nichts. Ich denke, ich habe davon profitiert, dass Sabine im Downhill nicht alles riskiert hat. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass es geklappt hat. Am Anfang dachte ich nicht, dass ich heute gut durchkomme“, kommentierte Silke Schmidt ihren ersten Titelgewinn überhaupt.
Die Juristin hatte in den Wochen vor der DM an einem langwierigen Infekt laboriert. Ihre Kontrahentin Sabine Spitz gratulierte: „Silke ist wirklich ein sehr starkes Finale gefahren, sie hat verdient gewonnen.“ Zu ihrer eigenen Leistung bei ihrem überraschend frühen Comeback nach ihrer Schultereckgelenks-Sprengung meinte die 41-Jährige: Ich habe schon gemerkt, dass ich mein letztes Rennen vor sechs Wochen gefahren bin. Die Pulswerte waren über das ganze Rennen relativ hoch und habe ich mich gefragt, wie lange das gut geht. Mit der Schulter ging es gut und ich bin echt froh mit der Silbermedaille. Es war ja kein Spaziergang heute“, meinte Spitz.
Im Kampf um Rang drei konnte sich schließlich Elisabeth Brandau durchsetzen. Dabei hatte Fennel zuerst einen Vorteil heraus gefahren. „Ich hatte eine Schwächephase, als Silke angriff. Aber ich wollte die Holzmedaille auf jeden Fall vermeiden und bin dann gefahren bis zum Anschlag. Im Cross-Country-Teil konnte ich Esther dann überholen. Angesichts der vielen Krankheitsphasen kann ich damit zufrieden sein“, meinte Brandau nach einem Rennen, in dem es einige matschige Passagen gab, die den Wettbewerb schwerer machten.
Herren: Ausscheidungsfahren in den beiden Schluss-Runden
Die Herren hatten nach der 83-Kilometer-Runde noch zwei schwere 9,8-Kilometer-Schleifen zu bewältigen. Neun Fahrer lagen bei der ersten Zielpassage noch aussichtsreich im Rennen, darunter auch Mitfavorit Moritz Milatz aus Freiburg. Der Deutsche Cross-Country-Meister musste aber mit einer verkrampften Bauchmuskulatur aufgeben. „Die Kälte und die Nässe“, machte sein Trainer Rolf Luxemburger dafür verantwortlich. Milatz sei auch gesundheitlich angeschlagen ins Rennen gegangen.
In der Folge entwickelte sich ein „Ausscheidungsfahren“, wie es Robert Mennen später ausdrückte. Als es auf die letzten 9,8 Kilometer ging, da lagen Mennen, Bauer und Stiebjahn vorne, 15 Sekunden dahinter Hannes Genze (Sindelfingen) und Titelverteidiger Markus Kaufmann (Meckenbeuren). Kaufmann konnte nicht mehr folgen und Genze schloss zum Führungstrio auf, auch weil sich die Spitzenreiter nicht einig waren.
„Die beiden wollten nicht führen und ich wollte auch nicht alles von vorne zu fahren. Deshalb habe ich riskiert, dass Genze noch mal rangekommen ist“, erzählte Mennen im Ziel.
Als Markus Bauer rund fünf Kilometer vor dem Ziel leicht stürzt, rückt Genze wieder auf. „An einem Anstieg bin ich super hoch gekommen und habe eine Lücke gerissen. Danach habe ich durchgezogen. Jetzt bin ich super happy“, erklärte Robert Mennen wie es für ihn zum Titelgewinn reichte.
Hinter ihm war es Hannes Genze, der sich auf den Silberrang setzte und schon 30 Meter Vorsprung auf Bauer hatte. Doch 1,5 Kilometer vor dem Ziel fiel bei Genze die Kette herunter. Bauer und Stiebjahn gingen vorbei. Stiebjahn konnte zwar noch einmal an Bauer heran fahren, doch die Zielgerade war zu kurz für einen Angriff.
„Ich habe über das ganze Rennen darauf geschaut, dass ich nicht übers Limit gehe. Zwei, dreimal war ich abgehängt, aber bin jedes Mal wieder hingekommen. Robert war schon klar der Stärkste, aber die Silbermedaille ist mehr als ich mir je erträumt hatte. Ich bin wirklich glücklich“, meinte Bauer.
Simon Stiebjahn benutzte das gleiche Vokabular um seinen Erfolg zu bewerten. „Ich war am Schluss vielleicht der Schwächste von uns vier. Klar, wenn die Zielgerade etwas fairer gewesen wäre, dann hätte es auch zu Silber reichen können, aber eine Medaille war mein Ziel und das habe ich erreicht“, erklärte der Schwarzwälder.
Hannes Genze war verständlicherweise enttäuscht über die entgangene Silbermedaille. „Ich habe die ganze Zeit Mühe gehabt Luft zu bekommen. Erst als es auf die Schlussrunden ging, da ging es auf einmal. Es ist natürlich super schade, dass ich so die Medaille verliere“, sagte der Sindelfinger.
Titelverteidiger Markus Kaufmann konstatierte an diesem Tag „nicht genug drauf gehabt“ zu haben. „Ich habe mich schon die letzten Tage nicht so gut gefühlt.“
Masterstitel an Friedrich und Westhäuser
In der Mastersklasse 1 setzte sich Max Friedrich zum sechsten Mal in Folge durch. „Weiß ist halt eine schöne Farbe“, lachte Friedrich mit Blick auf das Meisterjersey. Der Kelkheimer hatte Stephan Schiele als großen Konkurrenten gesehen. „Der hat mir bei der Trans-Zollernalb ja eineinhalb Minuten abgenommen, da habe ich schon Befürchtungen gehabt“, erklärte Friedrich, der aber in 3:57,42 Stunden letztlich klar mit 8:22 Minuten vor Schiele (Nattheim) ins Ziel kam. Bronze ging an Sven Pieper (Grafschaft, +9:13).
Schneller als Friedrich war letztlich Markus Westhäuser (Nattheim), der sich den Titel in der Masterskategorie 2 holte. Westhäuser ging in der Schlussrunde an Friedrich noch vorbei, was aber faktisch keine Rolle spielte.
Dabei gelang es Markus Westheimer aber auch den lange führenden Stefan Danowski (Hamburg) einzuholen und ihn schließlich mit vier Sekunden Vorsprung auf den Silberrang zu verweisen. Dritter wurde Steffen Schaal (Plattenhardt), der schon 7:56 Minuten Rückstand aufwies.
Ergebnisse im Detail
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Siegerehrung (Foto: EBE-Racing)5.10.2014
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