Christoph Strasser beim Transcontinental Race mit Pech bei der Fähre
Nachdem der Steirer beim am 27. Juli 2025 gestarteten TCR - dem weltweit größten unsupported Rennen - beinahe eine Woche optimal unterwegs war, verlor er nach einem zwischenzeitlichen Tief viel Zeit und verpasste am achten Tag knapp die entscheidende Fähre von Bari nach Albanien.
Christoph Strasser am Weg nach Bari (Foto: Christoph Strasser)
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Der Deutsche Martin Moritz und Victor Bosoni aus Frankreich haben die Überfuhr nach Albanien als einzige Teilnehmer noch in der Nacht von Sonntag auf Montag geschafft. Aktuell liegt Bosoni, der bereits Serbien erreicht hat, voran. Moritz befindet sich in Mazedonien. Beide werden voraussichtlich um den Sieg beim TCR kämpfen - der Weg ins Ziel nach Constanta an der rumänischen Schwarzmeerküste ist aber noch lang.
Dienstag sind neben Christoph Strasser auch noch die Schweizer Jocelyn Roth, David Tschan und Manuel Rudaz mit der Fähre in Durres angekommen. Sie alle haben bereits den ersten Parcour in Albanien absolviert. Auch die Dichte bei den Damen ist enorm - die Deutsche Jana Kesenheimer und die Amerikanerinnen Cynthia Carson und Lael Wilcox sind gemeinsam mit einigen anderen Teilnehmern im nächsten "Paket" dabei und nehmen bereits Kurs zur Fähre in Bari.
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Tag 8: Christoph Strasser mit Pech bei der Fähre
Am achten Tag des Transcontinental Race (TCR) ist das eingetreten, wovor Christoph Strasser von Beginn an den größten Respekt hatte: Die entscheidende Fähre von Bari nach Albanien nicht zu erwischen. Um zwei Stunden hat er sie Sonntag Nacht verpasst, jetzt geht es erst nach einer langen Wartezeit Montag Abend Richtung Balkan. Für Christoph ist somit das Rennen um den Sieg an der dritten Stelle liegend gelaufen.
Beim rund 4.800 Kilometer langen härtesten unsupported-Rennen der Welt hat Christoph nach 7 Tagen 13 Stunden 3.270 Kilometer geschafft. "Bis Samstag ist alles super gelaufen, es gab sehr viele Hochs und wenige Tiefs. Doch Samstagnacht erlebte ich ein durchgehendes Tief. Der Parcours über die berühmten weißen Schotterstraßen der Strade Bianche war extrem anstrengend mit steilen Anstiegen und gefährlichen Abfahrten. Die folgende Nacht am Samstag wollte ich, um die Fähre in Bari zu erreichen, mit einem Powernap durchfahren. Aber das hat absolut nicht geklappt, ich war total übermüdet und bin dann auch noch falsch gefahren. Schließlich habe ich im Schlafsack bei einer Kirche und in einem Park geschlafen, weil ich so müde war. Dadurch habe ich viel Zeit verloren. Es ging nicht mehr gut und ich wollte nicht zu viel riskieren", sagt der Steirer, der sich am Weg nach Bari befindet.
Bis zu dem Zeitpunkt befanden sich vier Fahrer wenige Stunden getrennt an der Spitze. "Der in Wien lebende Deutsche Martin Moritz und der Franzose Victor Bosoni lagen rund zwei Stunden vor mir, haben voll riskiert und es gestern um 23:00 Uhr in letzter Sekunde noch auf die Fähre geschafft. Es waren für mich gemischte Gefühle: Einerseits großen Respekt, dass sie es geschafft haben. Auf der anderen Seite kann ich nur zuschauen wie sie jetzt ihren Vorsprung vergrößern, während ich in Bari sitze. Leider gibt es keine alternativen Fähren nach Albanien, da wären die Umwege zu groß. Das einzig positive ist jetzt, dass ich mich in Bari gut erholen und die restlichen drei Tage ausgeschlafen in Angriff nehmen kann. Das Rennen ist noch lange."
Nach der Schotterpassage der Strade Bianche (Foto: Christoph Strasser)
Nur noch Kampf um Platz 3
Bei seinem vierten Start beim TCR konnte Christoph Strasser bisher zwei Mal gewinnen, im Vorjahr wurde er Zweiter. "Natürlich war der dritte Sieg das klare Ziel. Aber das Rennen ist jetzt gelaufen. Wir alle wussten, dass die Fähre nach Albanien das Rennen beeinflusst. Leider hat es jetzt mich erwischt. Und das gerade an einem Montag - dem einzigen Tag, wo die Fähre nur einmal am Tag fährt. Aber ich werde nicht herumjammern. Es ist so wie bei einer Safety Car-Phase in der Formel1. Jetzt heißt es würdevoll zu Ende fahren, der Kampf um Platz drei ist noch voll in Gange", schließt Christoph.
RÜCKBLICK
Tag 5: Christoph Strasser erstmals in den Top-3
"Endlich bin ich in Italien. Ich habe mich schon so drauf gefreut - endlich gutes Essen und die Aussicht von Sestriere aus war ein Traum", sagt ein motivierter Christoph Strasser beim TCR. Am fünften Tag hat er nach 4 Tagen und 13 Stunden Fahrzeit insgesamt 2.100 Kilometer und unzählige Höhenmeter in den Beinen. Im Rennen selbst hat er sich in den letzten Tagen kontinuierlich nach vorne geschoben: nach einem Platz jenseits der Top-20 am ersten Tag ist er seit heute Früh hinter dem Franzosen Nicolas Châtelet und dem Deutschen Martin Moritz erstmals Dritter!
"Das Rennen ist so knapp. Beim letzten Checkpoint am Tourmalet lagen die ersten sechs innerhalb von zwei Stunden. In der letzten Nacht haben einige Gegner ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen müssen und zu lange geschlafen, was mir natürlich in die Karten spielt. Meine Schlaftaktik geht bisher voll auf: Nach zehn Minuten Schlaf in der ersten Nacht ruhe ich seither drei Stunden täglich. Und auch mit meiner konstanten Fahrweise und konstantem Druck bin ich nicht so schlecht beraten. Vollgas zu geben kostet einfach langfristig Zeit."
Derzeit befindet sich Christoph vor dem dritten Checkpoint und einer 50 Kilometer langen, verpflichtenden Schotterpassage bei Sestriere, die auf über 2.000 Meter Seehöhe führt. Es geht über die Strade dell Assietta zum Col del Finestre und von dort nach Norden. "Das ist genau jene Strecke, wo heuer auf Schotter Simon Yates noch am vorletzten Tag beim Giro d'Italia dem Mexikaner Isaac del Toro das rosa Führungstrikot auszog. Ich bin so froh, dass ich diese anspruchsvolle Passage bei Tageslicht fahren kann. Nach diesem Checkpoint geht es flach weiter bis Turin und anschließend in die Toskana", sagt der Kraubather, der das Rennen bisher defekt- und sturzfrei bewältigen konnte!
Kurz vor Sestriere (Foto: Christoph Strasser)
Tag 3 beim TCR: Strasser vor "Mythos" Col du Tourmalet
Nach 2 Tagen und 14 Stunden hat Christoph Strasser 1.270 Kilometer absolviert. Nach einer dreistündigen Schlafpause in der zweiten Nacht schlief er auch in der letzten fast so lange. "Es ist unglaublich, wie sich der Körper auf solche Belastungen einstellt. In der letzten Nacht habe ich keinen Wecker gestellt und bin genau nach 2:55 Stunden aufgewacht", sagt Strasser, der sich gerade dem zweiten Parcours am Col du Tourmalet auf 2.000 Metern Seehöhe nähert. Derzeit befindet er sich am Col d'Aubisque, einem durch die Tour de France bekannten Mythos-Berg: "Diese steilen Anstiege tun ganz schön weh mit meinen 80 Kilogramm."
Wie stark die Konkurrenz in diesem Jahr ist, zeigte sich für den sechsfachen Sieger des Race Across America bereits am ersten Tag: "Viele der Gegner sind dermaßen weggebrettert, das war unglaublich. Am ersten Tag fuhr ich über 600 Kilometer und ich fand mich jenseits der Top-20 wieder. Ich bin auch kein Langsamstarter, aber das war schon unvorstellbar. Jetzt bin ich in meinem Modus angekommen und versuche mich weiter nach vorne zu arbeiten. Zum Glück habe ich mich vom hohen Anfangstempo der Gegner nicht wahnsinnig machen lassen."
Bisher läuft für den Strasser-Express fast alles nach Plan: "Aber seit der Ankunft in Frankreich ist das Thema Hungerast präsent, es gibt so gut wie nirgends was zu kaufen in den Pyrenäen. Wie man in Frankreich nicht verhungert, ist eine Kunst."
Christoph Strasser vor der Kathedrale in Santiago de Compostela (Foto: Lex Karelly)
Tag 1: Christoph Strasser ins TCR gestartet
Seit mehr als zwölf Stunden ist der Steirer mit seinem 17 Kilogramm bepackten Specialized-Rad unterwegs und er hat rund 330 Kilometer geschafft. Nach dem Start verlief der erste verpflichtende Parcours entlang der Küste nach Fisterra, dem Ende der Welt. Jetzt geht es Richtung Nordküste Spaniens zum Nationalpark Picos de Europa südlich von Santander, wo sich der erste von fünf Checkpoints befindet.
"Dort wird es auch einen ersten Zwischenstand geben. In der Anfangsphase gab es viele Höhenmeter zu bewältigen, die natürlich aufs Tempo drücken. Meine bisherige Fahrt ist nicht überragend, aber ich bin ganz zufrieden damit. Die Performance in den letzten Tagen des Rennens ist wichtig. Aber unglaublich, wie schnell einige Gegner losgefahren sind - als ob es kein Morgen gäbe", bilanziert der sechsfache Sieger des Race Across America die Anfangsphase.
Imposanter Start des TCR in Spanien (Foto: Lex Karelly)
Christoph Strasser im Web:
www.facebook.com/christophstrasser.at
www.christophstrasser.at
Transcontinental Race 2025
Das TCR startete am 27. Juli 2025 erstmals in der Pilgerhochburg Santiago de Compostela in Spanien mit einem Rekordstarterfeld mit nicht weniger als 420 Teilnehmern, darunter 80 Frauen. Auf der ca. 4.800 km langen Route quer durch Europa bis ins Ziel in Constanta (Rumänien) müssen 5 Control Points/Parcours angefahren werden, dazwischen freie Routenwahl.
Control Points/Parcours 2025:
CP1 // PICOS DE EUROPA, SPAIN
CP2 // COL DU TOURMALET, FRANCE
CP3 // STRADA DELL'ASSIETTA, ITALY
CP4 // SIENA-PACENTRO, ITALY
CP5 // BURREL, ALBANIA
Bis zum Ziel im rumänischen Constanta müssen mehrere Parcours und Checkpoints angefahren werden
(Screenshot Transcontinental Race)
Auch Florian Kraschitzer, mit dem Christoph gemeinsam den Podcast "Sitzfleisch" produziert, ist heuer beim TCR am Start.
podcast.sitzfleisch.net
Text: PM/Martin Roseneder, radmarathon.at
Artikel vom 05.08.2025
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August 2025
Christoph Strasser am Weg nach Bari (Foto: Christoph Strasser)Juli 2025
Nach der Schotterpassage der Strade Bianche (Foto: Christoph Strasser)Juli 2025
Kurz vor Sestriere (Foto: Christoph Strasser)Juli 2025
Christoph Strasser vor der Kathedrale in Santiago de Compostela (Foto: Lex_Karelly)Juli 2025
Imposanter Start des TCR in Spanien (Foto: Lex_Karelly)Juli 2024
Die Route von Christoph Strasser (followmychallenge.com)Juli 2024
Die Top-4 sind im Ziel (Foto: Christoph Strasser)Juli 2024
Christoph Strasser im Ziel in Istanbul (Foto: Christoph Strasser)Juli 2024
Eine kurze Verschnaufpause gab es auf der Führe in der Türkei auch für Christophs Rad (Foto: Christoph Strasser)Juli 2024
Brütende Hitze in Griechenland (Foto: Christoph Strasser)
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